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Im Bann der Spielhallen
07.07.2014

Harald Mießeler berichtet im Forum des Thomas-Eßer-Berufskollegs über seine Spielsucht: „Drin ist man schnell, um rauszukommen, braucht man sein ganzes Leben.“

30.06.2014

Im Rahmen des neuen Beratungskonzeptes des Thomas-Eßer-Berufskollegs ging es heute im Forum der Schule um ein brisantes Thema: Schulleiter Jürgen Tilk und Beratungslehrer Marcus Farwick begrüßten Harald Mießeler, der zwölf Jahre spielsüchtig war und sich den Weg von „ganz unten“ zurück in ein  normales, schuldenfreies Leben mühsam erkämpfen musste. Seine Erfahrungen standen im Mittelpunkt der 90minütigen Veranstaltung, bei der es Mießler vor allem darum geht, junge Menschen vor dem gefährlichen Sog, der vom Glücksspiel ausgeht, zu warnen und vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.

Eindringlich, persönlich und vor allem sehr authentisch berichtete Mießeler, wie schnell er als junger Mensch in die Falle der Spielsucht geriet. Mit ein paar Mark fing alles an, nach wenigen Wochen schon war er abhängig von der „Macht der drei Walzen und drei Knöpfe“.  Was mit einem  Kneipenbesuch und der eher zufälligen Begegnung mit einem Spielautomaten begann, entwickelte sich schnell zu einer verhängnisvollen Sucht, die sein Leben zerstörte. Ständig auf der Suche nach Geld verzockte er zunächst das Taschengeld, später die Erbschaft seiner Freundin, bestahl seine Arbeitgeber, zog zwei seiner Brüder mit in die Spielsucht, ließ die eigene Mutter für ihn bürgen, knackte Zigarettenautomaten und Autos, brach in Wohnungen ein und tat alles, um an Geld zu kommen. Dass er dabei Freunde und Vorgesetzte hinterging, straffällig wurde, insgesamt sechs Arbeitsstellen verlor und schließlich auch seine Gesundheit buchstäblich „aufs Spiel“ setzte, war ihm damals egal. Selbst das Arbeitslosengeld trug er in die Spielhallen. Was zählte, war das Spiel, der Kick an den Automaten in Spielcasinos zwischen Kall und Duisburg, bei dem er insgesamt fast eine Viertelmillion DM verlor und immer auf den Sieg hoffte. Gewonnen, so Mießeler, hat er nie etwas, verloren fast alles.

Zwei Selbstmordversuche, den Tod etlicher Freunde aus dem Milieu und ein Jahr Obdachlosigkeit musste Mießeler durchstehen, bis ihm nach 12 Jahren der Absprung aus der Abhängigkeit gelang. Auf den blitzschnellen Einstieg in die Sucht folgte ein lebenslanger Ausstieg, denn die Spielhallen wirkten auf Mießeler wie ein Magnet. Nur durch eine Selbstanzeige und die Hilfe und Unterstützung von Freunden, der Partnerin und Therapeuten konnte sich Mießeler zurück in ein suchtfreies Leben kämpfen. Trotz zwei Rückfällen und gesundheitlichen Problemen kann er heute auf 25jährige Berufstätigkeit zurück blicken. Er hat seine Schulden zurückgezahlt.

Mießelers Schilderungen und seine Offenheit im Umgang mit dem Thema beeindruckten die Schülerinnen und Schüler des TEB. Während seines Vortrags konnte man im Forum des TEBs eine Stecknadel fallen hören; die Fragen im Anschluss machten deutlich, dass die Schüler und Schülerinnen betroffen waren. Viele von ihnen suchten nach dem Vortrag auch das persönliche Gespräch mit ihm.

600.000 Menschen gelten in Deutschland heute als spielsüchtig. Doch ganz gleich, ob es um Spiel-, Drogen-, PC- und Alkoholsucht oder andere Formen der Abhängigkeit geht, Mießeler, der mit dem heutigen Besuch im Berufskolleg seinen insgesamt 50. Vortrag zum Thema hält, geht es vor allem um Aufklärung und Prävention, die er sich völlig uneigennützig zur Aufgabe gemacht hat. Er ist heute „clean“, weiß aber um die Gefahr und machte dem jungen, gebannt lauschenden Publikum im TEB auf eindringliche Art und Weise klar, wie schnell und nachhaltig sich der harmlose Besuch im Spiel-Casino auf das ganze Leben auswirken kann und welchen enormen Schaden Spielsucht anrichtet.

 

Andrea Klein
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